TaZaRa Fahrt

10 05 2012

01.- 03.05.

So, nachdem ich von meinem eigentlichen Plan Abstand nehmen musste, sitze ich jetzt im Zug nach Tansania.

Geplant hatte ich, am Dienstag (1.5.) mit dem Bus oder ähnlichem nach Chipata zu fahren. Dort eine Nacht bleiben und dann weiter zum National Park (South Luangwa). Da der Park ohne Auto aber sehr schwer zu erreichen ist und ich keine Lust hatte, wieder mehrere 100 $ für Safaris auszugeben, habe ich mich dagegen entschieden, nach Nordosten zu fahren. So gesehen hatte ich auch zeitlich ein bisschen Druck. Ich wollte ja am Freitag spätestens den Zug nach Tansania nehmen. Und bevor das dann in Stress ausartet, hab ich mich also gegen eine weitere Safaritour entschieden.
So bin ich heute morgen auf gut Glück zum Busterminal in Lusaka gegangen bzw. mit dem Taxi gefahren. Hätte ich mal auf den alten Knacker im Hostel gehört und den Bus um 6.30h genommen. Aber nein, ich wollte ja etwas ausschlafen. Das hat dann damit geendet, dass ich um 7.30h am Busterminal war und der nächste Bus erst um 9.30h abfahren sollte…tja…eine andere Wahl hatte ich ja nicht. Also sich gegen acht oder neun aggressive Ticketverkäufer durchsetzen und für ein Unternehmen entscheiden, Ticket kaufen, warten….

Habe dann beschlossen nochmal kurz das TaZaRa Haus aufzusuchen und ein Ticket zu reservieren. Da ich mich bisher zeitlich nach der Sonne gerichtet habe, hatte ich natürlich nicht drauf, dass auch hier der 1. Mai ein Feiertag ist. Also nix mit Ticket reservieren, sondern zurück zum Terminal.

Da kam dann irgendwann eine Frau vorbei (auffällig, da fast nur Männer unterwegs sind). Unterhaltung war etwa folgende:
Sie: Hallo!

Ich: Hallo, wie gehtโ€™s?!

Sie: Gut, danke! Und selbst?!

Ich: Auch gut, danke! ๐Ÿ™‚

Sie: Haben Sie schon ein Ticket gekauft?

Ich: Ja.

Sie: Ich auch. Wohin fahren Sie?

Ich Kapiri Mposchi und Sie?

Sie: Nach โ€ฆ (Ort vergessen), zur Beerdigung, mein Vater ist gestorben.

Ich: Oh, das tut mir leid!

Sie: Kein Ding. Aber mein Bus fährt erst um 15h…Hahahah….jetzt muss ich weiter durchs Terminal laufen, um die Zeit rumzukriegen…hahaha…

Und dabei grinst sie mich an als würde sie sich mega freuen, um für eine fette Party in ihren Heimatort zu fahren. Manche Leute sind echt seltsam… ๐Ÿ˜‰

Auch seltsam für Europäer: Händchen haltende Männer!!! Unsereins denkt ja gleich, die sind schwul. Aber hier ist das einfach ein Zeichen von Freundschaft und hat rein gar nichts zu bedeuten. Ich muss zugeben, man muss sich erstmal an das Bild gewöhnen! ๐Ÿ˜‰

Nachdem ich den größten Teil der Wartezeit totgeschlagen hatte, hab ich mich dafür entschieden, nochmal die Toiletten aufzusuchen. Oha…ich sag mal: Deutsche Bahnhofsklos sind ja schon ne Zumutung…aber das war noch mal ein Erlebnis für sich: Etwa 30 Frauen, eine Schlange gibt es nicht. Man stellt sich vor irgendeine Klotür. Als โ€žmeineโ€œ Toilette frei wurde, bin ich auch gleich reinmaschiert. Wurde aber umgehend aufgehalten. Ob die Frau dort arbeitet oder mir nur helfen wollte, weiß ich nicht. Auf jeden Fall musste meine Vorgängerin noch spülen. Also Schüssel neben den Waschbecken schnappen, in der großen Regentonne vollfüllen und wieder zurück zur Toilette.

Danach war ich an der Reihe und soooo schlimm wars dann doch nicht. ๐Ÿ™‚

Dann musste ich nur noch dafür sorgen, dass mein Rucksack im Bus landet. Eine weitere Herausforderung, wenn man in der Sonne steht und andere Passagiere paketeweise getrockneten Fisch ebenfalls im Gepäckraum unterbringen wollen. Ein Wahnsinnsgestank, ma sagen! ๐Ÿ˜‰ Bin ich froh über meinen Cargobag! ๐Ÿ˜€

Danach dann in den über 30 Grad warmen Bus. Mit nur 23 Minuten Verspätung sind wir dann gestartet. Nachdem unzählige Verkäufer (Essen, Trinken, Zeitschriften, Parfum, Haarschneidemaschienen, โ€ฆ) und der Prediger den Bus verlassen hatten. Letzterer hatte ein Wahnsinnsorgan und der ganze Bus hat für eine sichere Fahrt gebetet. Anschließend konnte man noch die Nummer von ihm notieren, wenn man mal kirchlichen Beistand braucht.

Ich habe versucht, den letzten Absatz wertfrei darzusetllen. Seht es mir nach, wenn mir das nicht gelungen ist! ๐Ÿ˜‰

Danach gings also los, Schweißgeruch von meinem Vordermann und Hundefuttergeruch von irgendwo aus dem Bus inklusive.

Die Musik war wieder unüberhörbar und die Klimaanlage hat mich nach 45 Minuten langsam blau werden lassen. Das Regeln der kleinen Rädchen müssen die echt noch lernen! ๐Ÿ˜‰

Nach 2,5 Stunden war ich dann in Kapiri Mposchi und habe ein weiteres Taxi zum Bahnhof genommen.

Dieser besagte Bahnhof hats auch in sich…aber dazu gleich mehr. Erstmal bin ich zum Ticketoffice und habe ein Ticket für die 1. Klasse gekauft. Nobel, wa?! Haha…seht mal die Fotos an, dann wisst ihr, was afrikanische 1. Klasseโ€œ ist! ๐Ÿ˜‰

Nachdem ist 261.000 Kwacha (etwa 40 Euro) hingeblättert habe, ist mir aufgefallen, dass ich gar nicht mehr genug Kohle fürs Visum habe. Ein Bankautomat sucht man dort vergebens…ich darf also gespannt sein, was morgen an der Grenze passiert! :-/

Danach erstmal durchatmen…

Nun zum Bahnhof selbst: Das Gebäude sieht aus, wie aus Sowjetzeiten. Wunderwunderschön!!! Wer mir nicht glaubt kann ja mal TaZaRa in Google Bilder eingeben… ๐Ÿ˜‰

Nun musste ich mal wieder entsorgen und war mental schon auf einiges eingestellt…aber nicht auf das!!! Mama, du hättest wahrscheinlich einen Würgereiz bekommen! ๐Ÿ˜‰

Aber was muss, das muss, näh?!

Ich wollte anschließend ein Foto der sanitären Anlagen machen โ€“ wenn man es so nennen kann โ€“ aber da grad eine andere Dame auf Klo war, wollte ich nicht den Eindruck erwecken, ich würde sie ablichten wollen.
Beschreiben kann ich es euch wie folgt:
Man stelle sich das schrabbeligste Klo in der ranzigsten Kiezkascheme vor. Dazu läuft aus zwei Wasserhähnen ununterbrochen Wasser (so viel zur Wasserknappheit in Afrika!!! Ich hab vergebens versucht, sie zuzudrehen โ€“ keine Chance!). Weiterhin zwei Stehklos. Eins total vollge****….das andere voller kleiner Tiere…Fliegen oder so… Die Keramik überall gebrochen, so dass teilweise freie Sicht auf die Kanalisation war… :-/ Und ne Spülung gibtโ€™s natürlich auch nicht. Stattdessen wieder die Regentonne! ๐Ÿ˜‰

Was solls…ich habs überlebt! ๐Ÿ˜‰

Und nun sitze ich im Zug…

Drei Estländer haben mir noch gesagt, dass ich nachts aufpassen und alle Türen und Fenster verriegeln soll. Angeblich turnen hier Diebe aufm Dach rum, die wissen, dass es in der 1. Klasse was zu holen gibt.

Mal sehen..
Bin mit einer Sambierin (Sarah) im Abteil), sie hat mir eben grad das Selbe gesagt…sie muss es wissen, ihr Mann arbeitet im Zug.

Die erste Begegnung mit Sarah war: โ€žDu machst meinem Sohn Angst!โ€œ Laaaange Pause: โ€žHallo!โ€œ

Ich gedacht: Ja, nett, komm rein, setz dich!!

Amos hat mich angeguckt, wie ein Auto…bin ich soooo scary?!?! 8-o

Mittlerweile kommen wir aber ganz gut miteinander aus. ๐Ÿ™‚

Sarah hat mir auch gezeigt, wie man richtig Nshima (Maisbrei) isst. Dazu möchte ich sagen, dass es dieses Mal keine Wahl hinsichtlich Besteck oder nicht gab: Gereicht wurde eine Schüssel mit Wasser. Also, reche Flosse putzen und ab gehtโ€™s.

So schlecht habe ich mich glaube ich nicht geschlagen! ๐Ÿ™‚

Müll wird hier übrigens, wie in Mittelamerika auch, einfach aus dem Fenster geschmissen. Oh man…die schöne Natur!!!

Nun denn…ich bin müde, Sarah und Amos haben sich schon hingelegt und ich will den Dieben keine Gelegenheit bieten, mir mein Netbook wegzunehmen, also mach ich für heute Feierabend! ๐Ÿ™‚
Gute Nacht!

TaZaRa Teil 2.

Da bin ich wieder! Mein Netbook ist noch da, also ist in der ersten Nacht im Zug nichts passiert! ๐Ÿ™‚

Morgens haben wir Frühstück aus dem Zugfenster heraus gekauft. Ist ne lustige Angelegenheit und da Sarah dabei war wurde ich auch nicht so fies übers Ohr gehauen, wie sie es sonst bestimmt mit ner Weißen versucht hätten! ๐Ÿ˜‰ Außerdem habe ich in Anwesenheit meiner neuen samibischen Freundin noch Geld gewechselt- zu einem guten Kurs! ๐Ÿ™‚

Gegen 9h haben mich Sarah und Amos dann verlassen. Kurz vor der Grenze.
Und ich habe mich dann mal ins Nachbarabteil geschlichen und freundlich gefragt, ob die Estländer wissen, ob es im Grenzort einen Bankomat gibt.

Haha!

Ich weiß, das war eine seeeehr dumme Frage, aber es sollte auch eher die Einleitung zu meiner eigentlichen Frage: โ€žKönnt ihr mir 50 $ leihen?โ€œ sein.

Glücklicherweise waren die drei total entspannt und haben mir sofort die ersehnte Note ausgehändigt!!! Keine Ahnung, was ich gemacht hätte, wenn die nicht dort gewesen wären! Wahrscheinlich würde ich euch erst in Tagen schreiben können, weil ich immer noch an der Grenze sitzen würde!! ๐Ÿ˜ฎ

Ich weiß auch nicht, warum ich so verplant in den Zug gestiegen bin! Ein Blick in Lonley Planet sagt eindeutig: Das Visum an der Grenze ist bar und in US $ zu bezahlen!

Nun denn…Grenze passiert, Visum bekommen, weiter ging die wilde Fahrt! ๐Ÿ˜‰

Wild ist zu relativieren…die über 1800 km haben wir in 48 Stunden zurück gelegt…abzüglich der Pausen sind wir mit 40km/h durch Ostafrika gedüst! Die Busse wären um einiges schneller aber damit auch gefährlicher gewesen!

Und ich war recht froh, dass der Lokführer hin und wieder sehr langsam gefahren ist. Alle paar Kilometer lagen nämlich von den Schienen entgleiste und umgekippte Waggons!

Am zweiten Tag hatte ich viel Zeit nachzudenken und mir die Gegend anzusehen:

Ich muss sagen, dass ich sehr gemischte Gefühle hatte! Der TaZaRa bedeutet eindeutig Reichtum. Die Kinder in den Mini-Dörfern, die wir passiert haben, halten die Hände auf oder verlangen direkt was, wenn wir vorbei fahren. Und die Kids sehen wirklich so arm aus, wie man sich Afrika vorstellt. Das südliche Afrika ist schon ziemlich europäisch im Vergleich zum östlichen!

Wenn der Zug in einen Ort fährt, fangen alle an zu laufen. Entweder, weil sie einfach nur etwas Interessantes sehen wollen oder weil sie etwas verkaufen möchten.

Und ich muss zugeben: Ich habe den Kindern die Seife gegeben, nach der sie verlangt haben. Die wird hier im Zug verteilt und ich hab ja genug.

Außerdem habe ich alle leeren Plastikflaschen an die Kids abgegeben. Darüber freuen sie sich auch total. Hm…

Ich bin immer die โ€žMzungaโ€œ…Touristin/Weiße/…

Ich habe etwas Angst davor, ob ich mit dieser Armut, und ich als โ€žreiche Weißeโ€œ mittendrin, umgehen kann. Ich fühle mich bei jeder Art von Bedienung schlecht! Sei es das Zugpersonal, das putzt, Essen bringt, oder sonst was!!

Ich habe im Zug auch ne Weile darüber nachgedacht, ob es richtig ist, drei Wochen in dem Waisenhaus zu arbeiten. Elena, Yonnas und einige andere haben Recht, wenn sie sagen, dass drei Wochen viel zu wenig ist und eigentlich überhaupt nichts bringen, außer das eigene Gewissen beruhigen! Vielleicht sollte ich nochmal mit Jutta sprechen…

Oh man..ich frage mich echt, ob ich für Ostafrika bereit bin, oder mir mental etwas zu viel vorgenommen habe?!?! :-/

Übrigens habe ich keine Fotos von der Armut gemacht. Finde das ziemlich unhöflich, einfach Leute zu fotografieren ohne zu fragen. Und das einzufangen, was man sieht, ist eh sehr schwer!!

Letzter Tag im Zug:

Am dritten Tag hat es morgens ziemlich früh an meinem Abteil geklopft…hab n kurzen Schreck bekommen. Aber es war nur einer der Schaffner mit einer neuen Gefährtin für mich! ๐Ÿ˜‰ Ich kann ihr Englisch beibringen, hat er gesagt… Tztztz…

Nouri und ich haben uns erstmal langsam angenährt: Name, Wohnort, Beziehungsstatus und Kinder (!)…danach folgte eine laaange Pause.

Irgendwann tagsüber sind wir dann aufgetaut und haben versuch weiter zu kommunizieren…leichter gesagt als getan. Sie spricht fast nur Swahili- was ich nicht beherrsche…ABER: Dank das tollen โ€žOhneWorteBuchโ€œ von meiner 3. Gruppe habe ich sämtliche Begriffe für Nahrungsmittel gelernt!! War echt cool!! Sie hat sich auch total darüber gefreut!! ๐Ÿ˜€

Außerdem hat sie mir noch erklärt, wie wichtig ein Kopftuch auf Sansibar ist. Danach musste ich ihrs dann erstmal probe tragen und es wurden Fotos gemacht! Außerdem wollte sie unbedingt noch ein Foto mit ihrem Handy machen, damit sie ihren Freunden ihr neue deutsche Freundin zeigen kann! ๐Ÿ˜€

Haben auch freundschaftlich unser jeweiliges Essen geteilt. Ich weiß nur immer nicht, wie viel man nehmen sollte, ohne dass die Leute denken, man ist zu gierig bzw. möchte das Essen nicht. Diese Sitten und Bräuche.. ๐Ÿ˜‰

Gegen Mittag sind wir dann durch mehrere National Parks gefahren und haben Giraffen, Zebras und die ganzen Antilopenarten gesehen. Leider war der Akku meiner Cam zu dem Zeitpunkt alle, so dass es dieses Mal keine Tierbilder gibt! ๐Ÿ˜‰



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