Raften oder auch Nahtoderfahrung, und die Tour in den Jungel

22 11 2016

Nach dem lässigen Tag in Tena wurde es am nächsten Tag deutlich spannender! Um 9h wurden zu unserer Raftingtour abgeholt. Unser Guide Tovi (gesprochen Tobi) war ca.1,55m groß und sah aus als wäre er 15 oder 16 Jahre alt….wie sich später heraus stellte, ist der Anfang 30 und hat bereits zwei Söhne im Alter von 7&8 und eine kleine Tochter. So viel dazu….das Alter der Leute hier ist einfach super schwer zu schätzen…wenn man die ganzen Jungs hier sieht, die Auto, Bus oder Boot fahren, fragt man sich ständig, ob man heil ankommt… Aber bisher machen alle ihren Job richtig gut!! Auch wenn einiges wahrscheinlich an Kinderarbeit grenzt! 😛

Also ab in den Pick-up und los…ca. einen Kilometer…dann hat uns eine Parade von einer Schule den Weg abgeschnitten…am 15. November war der Jahrestag von Tena und es gibt/gab deshalb viele Feiern drum herum. Nachdem wir dann irgendwann noch zwei Amis eingeladen hatten (einer davon wollte bald auch in Rafting-Guide werden und sollte deshalb mit dem Kajak nebenher fahren, um den Fluss kennen zu lernen. Seine Freundin sollte mit uns im Raft mitfahren. Wir haben uns anfangs noch etwas darüber „beschwert“, dass es nur Schwierigkeitsstufe Nr. 3 sein sollte…aber dazu später mehr…;)

Nach ner ¾ Stunde Fahrt, Pipi und einer sehr guten Einweisung ging es aufs Wasser. Der Fluss hatte genau die richtige Temperatur, obwohl unser Guide meinte, dass er kalt sein würde, weil er von den Gletschern kommen würde. Die Gletscher scheinen aber recht weit weg zu sein, weil man gut im Wasser baden konnte! 😉

Die Umgebung ist einfach nur meeega schön!!!! Der Fluss führt direkt durch den Urwald und so weit das Auge reicht, sind keine Häuser oder sonstige Hinweise auf Zivilisation zu erkennen! Einfach Jungel, wie man sich den Jungel eben vorstellt.

Wir haben mit einigen „einfachen“ Stromschnellen angefangen und waren recht zügig recht nass, was bei einer Temperatur von 30 Grad und Sonne aber nur angenehm war!!! Während der 2,5 Stunden vor dem Mittag waren wir also ein paar Mal gewollt im Wasser…zum Beispiel als wir mutig vom Monkey Rock gesprungen sind oder uns ein paar Mal an einer Liane in den Fluss geschwungen haben!!! 😀

Zum Mittag gabs dann ein (oder zwei) leckere Borritos und Bananenbrot zur Stärkung sowie den leckeren Eistee, den wir auch schon am Tag zuvor getrunken hatten. Tovi meinte, dass man in Ecuador bleibt, wenn man zu viel davon trinkt.. 😉

Anschließend ging es weiter durch die Stromschnellen! Auf Nachfrage wurde es immer ein bisschen wilder… ein Strudel wollten wir nach dem Passieren nochmal bekämpfen und sind von hinten angepaddelt. Dann ging es wild hin und her und trotz des Hinweises sich ins Boot zu setzen, wurde Franci fies rauskatapultiert und verschwand kurz im Strudel! Einen Moment später schoss dann auch Tovi aus dem Boots und die Amerikanerin und mich hats von rechts nach links geschmissen!!! Glücklicherweise war der Ami im Beiboot dabei, der uns gesagt hat, dass und wie wir paddeln müssen, sonst wären wir noch ewig da drin stecken geblieben!!!

An der nächsten ruhigen Stelle haben wir Franci und Tovi wieder eingesammelt. Franci wurde von Xavi dem Safety-Kajak-Fahrer (nicht der Ami) eingesammelt und weiter ging es!!! Und da wir einfach nicht genug bekommen konnten, hat Tovi uns „Bullriding“ angeboten! Einer sitzt vorne auf dem Raft und versucht sich festzuhalten, während die anderen durch die Stromschnellen paddeln! Die Amerikanerin hat die Aufgabe gut gemeistert. Danach war ich dran und sagt noch: Davon geht’s richtig ab… Zack rein in den Strudel, ungewollt rein ins Boot, so dass Franci und ich zusammen gequetscht wie Schildkröten da lagen! Und obwohl wir nicht erwartet hätten, dass wir dort jemals wieder rauskommen würden, ging das doch schneller als gedacht und wir wurden beide volle Granate auf dem Boot geschmissen! Das alles ging so schnell, dass wir keine Zeit mehr hatten, um Luft die holen und so fanden wir uns in der nächsten Sekunde irgendwo im Wasser wieder. Trotz Schwimmweste und vorhandenen Schwimmkünsten waren wir beide sehr lange ohne Orientierung und vor allem ohne Luft unter Wasser! Ich kann zwar nur für mich sprechen, aber ich empfand die Zeit als echt schlimm!!! Weil die Lungen danach verlangen und man keine vernünftige Entscheidung mehr treffen kann, holt man irgendwann einfach Luft…und schluckt natürlich literweise Wasser statt Luft! Ein richtig schlimmes Gefühl!!! Irgendwann bin ich irgendwo aufgetaucht…ein Schuh schwamm vor mir flussabwärts und ich musste erstmal mein Shorts und die Bikinihose wieder anplünnen, die mittlerweile in den Kniekehlen hingen! Aber ich habe Luft bekommen!!! Ohne scheiß! Ich war soooo froh!!! Xavi hat sich auch etwas erschrocken und offensichtlich nicht damit gerechnet und hat erstmal Franci aus den Fluten gezogen! Meine Paddelpartnerin war sogar noch etwas länger unter Wasser und hatte schon kurz ganz andere Gedanken…  So viel also zu „nur Klasse 3“ und der Nahtoderfahrung! :-/ Vielleicht ist es langsam mal an der Zeit vernünftiger zu werden?!? Immer mehr wollen, immer krasser,…nach der Aktion haben wir tatsächlich mal drüber nachgedacht, ob wir manchmal vielleicht etwas zu riskant sind…

Aber auch Tovi hat sich offensichtlich etwas erschreckt und sich anschließend mehrfach entschuldigt! Danach ist die Fahrt dann auch etwas ruhiger geworden, aber alles in allem war die Tour mal wieder eine meeeega coole Aktion!!!! 😀

Abends hatten wir das Glück noch in unserem Hostel duschen und das Internet nutzen zu dürfen! Anschließend ging es peruanisch Essen und dann in den Bus nach Lago Agrio.

Der Bus ist mit hundertachtzig Sachen in jede Kurve gegangen (uns es gab viiiiiele Kurven) und so waren wir immerhin „in time“ in Lago. Leider war es da erst 2:30h, aber Inga aus dem Hostel in Tena hatte uns von einem „blauen Planeten“ erzählt, wo man auf dem Dach noch in Hängematten chillen darf, bis man abfährt…?! Also völlig verpennt, die Taxifahrer danach fragen und siehe da- das gibt es wirklich! Vor der Tür stehend, hat es uns jedoch eher an ein Stundenhotel erinnert… aber tatsächlich ist es ein „Recreation center“ mit Schwimmbad und tatsächlich einem Restaurant und Hängematten auf der überdachten Dachterrasse! 😀 Da wir die ersten waren, hatten wir freie Wahl und konnten bis um 7.30h noch einiges an Schlaf nachholen! 😀 Für günstige 3 $ gab es dann noch ein Frühstück und kurz danach wurden wir schon von dem Bus abgeholt und nach dem Einsammeln der anderen Touris zwei Stunden lang durch den Sekundärwald gefahren. (Das ist ein Regenwald, der bereits nicht mehr der ursprüngliche ist). In „Aguas Negras“ angekommen, gab es Mittagessen, bevor es zwei Stunden im kleinen Boot weiter ging! Auf dem Weg hat uns unser Guide Neiser schon den ein oder anderen Vogel (bitte fragt uns nicht nach den genauen Namen) gezeigt und wir haben sogar Affen gesehen! 😀

Kurz vor der Lodge hat es dann noch ordentlich angefangen zu schütten…aber wir waren ja mittlerweile auch im Regenwald! ;-P

Der Cuyabeno National Park nimmt mit dem Yasuni NP eine riesige Fläche im Osten des Landes ein. Zum Glück sind das alles geschützte Flächen und nur für ein paar Touristen in Form einer Tour zugänglich! Allerdings befindet sich unter dem Gebiet eines der größten Erdölreservoirs der Erde und der eigentlich recht beliebte Präsident hat die Förderung dessen „leider“ zugelassen, was besonders für die Ureinwohner bedeutet, dass früher oder später große Laster oder kilometerlange Pipelines durch ihren „Garten“ führen. :-/

In der Lodge angekommen, hieß es nach kurzer Zeit bereit machen für ein Bad im Sonnenuntergang! 😀 Auch wenn das Wasser in der Lagune Badewannentemperatur hat und nicht unbedingt blau schimmert, war es eine sehr willkommene Erfrischung! Danach stand eine Nachtwanderung auf dem Plan. Also Gummistiefel an, Taschenlampe in die Hand und auf geht’s! Keine fünf Meter im Wald wartete schon die erste riesige und echt hässliche und große Spinne auf uns. Gefolgt von Skorpionsgrashüpfern, giftigen aber winzigen Fröschen, fiesen Hundertfüsslern und weiterem Getier! Ein Grashüpfer meinte auch, dass er sich in meinem Schuh vor dem Regen retten könnte…unangenehmes Gefühl für mich…!

Nach dem Abendessen und dem kleinen Review, was wir am Tag alles gesehen haben, waren alle reif fürs Bett. Der Großteil hatte ebenfalls eine Nachtfahrt mit dem Bus hinter sich. Unsere Gruppe bestand übrigens aus zwei Pärchen (einmal Schweiz, einmal England), einer Familie aus Alaska mit einem super interessierten Sohn und zwei ultra nervigen und irgendwie dämlichen oder zumindest schusseligen Kanadierinnen. Die beiden Ladies neigten nämlich dazu, bereits Erwähntes komplett zu er- oder hinterfragen.

Beispiel: Das hier ist ein Primärwald. Kanadierin: Ist der Wald schon mal abgeholzt worden?!? Oder ein ultra lustiges Beispiel: (zu uns): Ihr seid also aus Rumänien sprecht aber Deutsch?!?! Wir: Hääääh?!? Die: Habt ihr das nicht im Bus erwähnt?!? Never! Aber anschließend haben wir uns natürlich eine witzige Story dazu ausgedacht!!!

Samstagmorgen haben wir nach dem Frühstück eine fast vier Stunden Wanderung natürlich in Gummistiefeln durch den Urwald gemacht. Leider kann ich nicht wieder geben, was wir alles gesehen haben, aber neben zig Vögeln, gaaaanz vielen Pflanzen und Insekten natürlich auch Reptilien und halt einfach dem unbeschreiblichen Eindruck des Jungels! Selbst wenn man sich die Bilder ansieht, kann man sich nicht vorstellen, wie es dort aussieht! Man muss dort gewesen sein! Die Bilder können das nicht wieder geben! Man fühlt sich tatsächlich wie ein Entdecker! 😀

Nach dem Mittag sind wir mit dem Boot über die Lagune gefahren und haben in einem von den zig Abzweigungen die Flussdelfine gesehen. Zumindest hat Neiser gesagt, dass es Flussdelfine sind… denn so aus dem Wasser springen, wie die „Normalen“ tun sie nicht. Dazu noch ein paar größere Äffchen und viele verschiedene Vögel und dann war es auch schon wieder Zeit fürs Abendessen und die Nachtruhe! 😉 Da es an dem Abend auch geregnet hat, ist die Nachtfahrt um Kaimane zu sichten leider ins Wasser gefallen…

Dafür hatten wir von da an eine Tarantel als Mitbewohnerin in unserer Dusche.. Neben einigen Kakalaken (eine hatte sich in Francis Kaffee ertränkt!), Fliegen, Mücken und sonstigen Krabbeltierchen.. aber wir sind ja nun im Jungel gewesen, also darf man sich da nicht so anstellen.. 😉

Sonntagmorgen sind wir dann in aller Frühe zu einer weiteren „bird-watching-tour“ aufgebrochen. Da um 6h normalerweise die Sonne aufgeht, sind wir also um 5.45h losgefahren…leider bei Nebel! 😉 Aber auch das war irgendwie cool…die Lagune sah aus, wie aus einem Gruselfilm!! Und auch wenn wir immer noch keine Ornithologen sind, war es wieder cool! 😀

Nach dem Frühstück stand dann ein langer Tag an: Zwei Stunden Boot fahren zu einem Siona-Stamm. Es gibt verschiedene Stämme im Urwald und da wir in der Siona-Lodge untergebracht waren, bietet sich natürlich ein Besuch des Stammes an.

Auf dem Weg haben wir wieder Tiere „gespottet“! Unter anderem konnten wir wieder Vögel, Affen und eine Schlange sehen! Am Freitagabend hatte der mutige 10-Jährige eine Boa schon von Neiser zum Anfassen in die Hand bekommen! Dieses Mal war die Schlange aber desinteressiert und so sind wir weiter ins Dorf gefahren. Dort haben wir dann einen kleinen Spaziergang gemacht (im Dorf haben sie offensichtlich grad eine Party gefeiert und dazu Modern Talking gehört… ) und anschließend haben wir Yuca geerntet und verarbeitet: Die Yuca schälen, komplett zerreiben, auswringen, sieben und auf ein flachen Teller, der auf dem Feuer liegt, zu einem hauchdünnen Brot ausstreichen. Kurz von beiden Seiten backen, fertig! 🙂 Ist ne ordentliche Arbeit, die Wurzeln zu zerreiben, aber das Brot ist tatsächlich sehr lecker! 😛 Dazu gab es noch Mittag, dann haben wir den unglaublich müden Schamanen des Dorfes besucht! Leider hatte er in der Nacht davor eine Zeremonie (wie nehmen an, dass er eine wilde Party gefeiert hat), so dass er immer wieder kurz auf dem Holzklotz weggenickt ist! Meeega witzig! Zwischendurch war er auch mal kurz pinkeln…oder wie Franci annimmt: Kotzen! Dann hat er noch vorgeführt, was er mit Patienten macht, die zu ihm kommen, weil sie meinen, sie sind krank und am Ende durften wir noch alle versuchen, mit einem Blasrohr ein Pfeil auf ein Ziel zu schießen! Gar nicht so einfach.. 😉

Nach der Bootsfahrt zurück, stand wieder ein Bad im Sonnenuntergang an, bevor es in der Dunkelheit weiter ging, um Kaimane zu sichten! Und siehe da, Neiser spottet tatsächlich alles und so haben wir auch die Süßwasserkrokodile gesehen! 😀

Gestern Abend haben wir also nochmal die Chance gehabt, vom Boot aus Sternschnuppen zu sehen…den Abend davor war es leider zu regnerisch… 😉

Von um 18-22h hatten wir dann nochmal die Gelegenheit, Strom zu bekommen und unsere Sachen einzupacken…leider war und ist alles feucht! Im Urwald ist so eine unglaublich hohe Luftfeuchtigkeit, da trocknet GAR NICHTS! Nun haben wir Stinkeklamotten… :-S

Ansonsten war das aber natürlich auch wieder ein Trip, der sich mega gelohnt hat! Auch wenn wir nicht die Vogelliebhaber sind, ist es trotzdem sehr cool, blau-gelbe oder rote Riesen-Aras in freier Wildbahn zu sehen! 😀

Heute Morgen hieß es dann nach dem Frühstück mit dem Boot zurück fahren, in den Bus nach Lago Agrio umsteigen (wo unser Bodybuilder-Capitano, von 1,50m mal eben drei wolle Bierkästen auf einmal geschleppt hat). Dann von dort mit einem anderen Bus weiter in Richtung Quito eiern und mittlerweile sind wir in einem winzigen Ort irgendwo an den San Rafael Wasserfällen, die wir uns morgen noch ansehen wollen, bevor es für eine letzte Übernachtung nach Quito geht! Nachdem wir eben ausgestiegen sind, wurden wir noch fast von einer Herde Kühe überrannt, als wir bergauf mit den Rucksäcken zum Hostel gestiefelt sind…

 

Bilder: https://www.dropbox.com/sh/8trppmet0ygz1du/AABEqm138xrAWLO00nKmt83Ua?dl=0

 



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